Archiv für Gehorsam

Einmischung

Posted in Arme Ritter Christi with tags , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , on Juni 6, 2010 by armeritterschaftaachen

Monarchie … ?

Ich stimme vollkommen den Worten unseres hochverehrten Großmeisters Berthold Möller überein (siehe vorherigen Blogeintrag), dass sich unser Orden auf keinen Fall in politische Diskussionen einmischen soll, immerhin sind wir ein Ritterorden und keine politische Institution.

Es bleibt jedoch nicht aus, dass wir uns des einen oder anderen Kommentares nicht verkneifen dürfen, wenn wir Ungereimtheiten, Ungerechtugkeiten und politische Fehlentscheidungen anzuprangern haben, weil sie dem sozialen Gleichgewicht unseres Staates entgegen wirken.

Wieso kommt nun ein Ritterorden dazu, sich in die Diskussion über das Staatsoberhaupt unseres Landes seine Meinung zu äußern?

Wie Seine Exzellenz, der Großmeister, ganz kurz in seinem Schreiben angedeutet that, ist der Orden an sich schon relativ monarchistisch strukturiert. Der Großmeister ist der „Monarch“, der Großkanzler ist der Regierungschef, und die Großpriore sind die „Landesfürsten“ … zumindest metaphorisch (mehr oder weniger).

Die Mitglieder sind gegenüber den Vorgesetzten zu Gehorsam verpflichtet, und das Wort Treue und Loyalität wird sehr groß geschrieben.

Ein Ritterorden ist im Prinzip ein Staat en miniature, und betrachtet man Malta oder das ehemalige Preußen, so sind Ritterorden und Staatsgründungen nicht so weit voneinander entfernt. Doch leben wir – so möge der geneigte Leser zu argumentieren versuchen – im 21. Jahrhundert, und da sind Monarchien vollkommen anachronistisch. Man möge mir verzeihen, aber dieses Argument ist eine bodenlose Frechheit gepaart mit dummdreister Ignoranz! Ich erspare mir, all die Monarchien in Europa aufzuzählen, deren Bürger uns Deutschen in Stolz, in Loyalität und Liebe gegenüber ihrem Herrscherhaus um einiges Voraus sind.

Die Geschichte der Bundesrepublik fängt vor 61 Jahren an, die der Monarchien vor Jahrhunderten. Die Frage, ob wir auf die Geschichte der Bundesrepublik tatsächlich so stolz sein können, wie uns besonders im vergangenen Jahr zum 60.ten eingetrichtert wurde, lasse ich mal im Raum stehen. Es SOLL ja bei unserem Land um eines der freiheitlichsten Staaten der Welt sein, ein Teil der „freien Welt“. Nun ja, da MÜSSEN wir ja stolz sein – ich persönlich kann mein Glück kaum fassen. Nun gut, wir sehen uns von einem Billionen-Schuldenberg konfrontiert, nun ja, mit Arbeitslosigkeit muss sich jedes Land herumschlagen, über Hunger und Obdachlosigkeit MUSS man ja nicht unbedingt jeden Tag reden.

Auch dass Jugendkriminalität ein ernstzunehmendes Problem in unserem Lande ist, kann man ja geschickt vertuschen. In Zeiten von Relativismus und Indifferentismus fällt kaum einem auf, dass das Christentum, unser Christlicher Glaube im Namen von „Tolerenz“ und „Dialog“ gnadenlos verraten und verkauft wird … aber was soll’s, wir können furchtbar stolz auf unseren Staat und auf unsere Staatsform sein.

Doch dann offenbart sich durch den überraschenden Rücktritt des Bundespräsidenten und die sich anschließende Diskussion um die Nachfolge ein kleiner Schwachpunkt in unserem System: Es hat sich gezeigt, dass das Oberhaupt des Staates vollkommen abhängig ist von Parteien und von Mehrheitskonstellationen des Bundestages. Das ist in meinen Augen kein „Staatsoberhaupt“. Wie kann ich zu einem Staatsoberhaupt aufschauen, wie kann ich mich repräsentiert fühlen, wie kann ich mich mit ihm identifizieren, wenn er von einer Partei  stammt, von einer Partei aufgestellt und gewählt wurde? Mag diese Person noch so motiviert sein, in schönen, hochgeistigen Reden Überparteilichkeit zu demonstrieren und es allen Recht machen zu wollen, es bleibt immer der Schatten der Partei-Abhängigkeit.

Als Ritterorden stehen wir naturgemäß eher zur Monarchie, denn während der Bundespräsident aus dem Reich der Anonymität plötzlich auf der Bildfläche erscheint und nach seiner Amtszeit wirder in der Versenkung verschwindet und vielleicht nur noch ein Thema fürs Geschichtsbuch bleibt, begleiten wir den Monarchen meist von der Geburt bis zur Bahre. Und so wie der verehrte Großmeister der Tradition und der Geschichte des Ordens verpflichtet ist, so ist es der Monarch gleichermaßen. So wie in einem Ritterorden das Andenken der Vorfahren hochgehalten wird, so auch in der Monarchie.

Ich möchte nun nicht anregen, in monarchistischen Vereinigungen einzutreten und in solchen aktiv für die Monarchie Flagge zu zeigen, aber ich erlaube mir, verehrte Brüder und Schwestern, Euch Gedanken mit auf den Weg zu geben: Gedanken über die desolate Struktur unseres Staates, in dem die Freiheit immer auf Kosten von anderen geht, und Gedanken über Jahrhunderte alten Werte, in denen Ehre, Treue, Disziplin, Verantwortungsbewusstsein und vor allem Gehorsamkeit einen unverzichtbaren Stellenwert in einer Gemeinschaft (Staat oder Orden) haben (sollten).

NNDNN

+ F Heinrich Hoffmann

Großprior Deutschland